Oskar
17.09.2015 - 02.11.2024
Lieber Oskar…
immer noch ist es so unwirklich… Immer noch suchen wir dich… Immer noch sehen wir dich aus den Augenwinkeln… Immer noch hören wir dein Purren und Quaken.
Vor vier Jahren haben wir dich gefunden, dich Kerle. Wir holten dich aus Maasholm nach Hannover.
Schnell hattest du entschieden, dass du keine Lust auf ein Einzelzimmer hattest. Du wolltest alles erkunden, Du wolltest dauerhaft Gesellschaft haben und du wolltest diese komischen rot-weißen Kater kennenlernen, die dich so aus der Ferne beäugten. Du wolltest ganz einfach auf die andere Seite des Gitters und hast es uns lautstark mitgeteilt. Manchmal hatte ich den Eindruck, du müsstest das ganze Haus aufwecken, so laut konntest du krähen!
Auf deinen Erkundungstouren folgten dir die Rot-Weißen mit gebührendem Abstand. Du warst ihnen irgendwie unheimlich, aber sie waren auch fasziniert von dir. Und du, du machtest deiner schwarzen Fellfarbe alle Ehre, du kleiner Tasmanischer Teufel. Beim Erkunden blieb dir immer Zeit, die Rot-Weißen in ihre Schranken zu weisen, wenn sie dir einen Schritt zu nahe kamen. Und was konntest du fauchen! Du hattest doch nur noch vier Zähne und die Spucke flog nur so!
Schlau, wie du warst, hast du dir schnell die Wohnung erschlossen. Du hast schnell verstanden, dass die Regalbretter an unseren Wänden ganz euch Katern gehörten. Manchmal sah man dich förmlich überlegen, welcher Weg nun der richtige war.
Nach ein paar Tagen war es, als wärest du schon immer bei uns gewesen. Du hast sogar das Futter der Rot-Weißen gefressen - und vertragen!
Ihr drei Kater habt unser Leben so sehr bereichert! Unser Drei-Gestirn!
Schon recht bald nach Deinem Einzug sind wir Fünf nach Buchenberg umgezogen. Die erste Nacht ohne Möbel in der neuen, übelst parfümierten Wohnung war besonders! Die Rot-Weißen liefen verwirrt maunzend durch die leeren Räume, während du vertrauensvoll im Katzenbett neben unseren Luftmatratzen gelegen hast. Irgendwie hast du immer das Gefühl vermittelt, dass alles schon ok ist, solange wir zusammen sind.
Wir hatten eine tolle gemeinsame Zeit, wir Fünf. Du wurdest eine Art Beschützer für Arezzo. Du wusstest genau, wann Mello übergriffig auf Arezzo werden würde. Und du hieltest ihn fauchen, spuckend von ihm fern. Auch verließ dich nie die Geduld, immer wieder zu versuchen, mit den Rot-Weißen zu kuscheln. Manchmal gelang dir dies sogar mit Mello, wenn er gerade auf mir schlief. Natürlich konntest du auch hin und wieder ein „Fiese Möpp“ sein. Ich erinnere mich gut daran, dass du immer erst um unsere Hilfe geschrien hast, bevor du Mello, der dir körperlich überlegen war, geärgert hast. Ganz nach dem Motto „…der hat aber angefangen!“. Und Mello saß da und guckte uns nur perplex an.
Als Mello starb, hast du zusammen mit Arezzo versucht, seine Lücke zu füllen, uns zu trösten. Immer öfter bist du zu Fabian gegangen, hast ihm Katzenküsse gegeben. Hast mit ihm gekuschelt. Du, der du doch Männer gar nicht so mochtest. Aber ich glaube, du hast genau gemerkt, wie sehr ihm Mello fehlte. Auch legtest du dich plötzlich auf dem Sofa lang ausgestreckt auf mich - ganz so, wie Mello es immer getan hatte. Du warst gegenüber uns Menschen so einfühlsam!
Oskar, du hast sogar gelernt, dass du dich nicht immer zu verstecken brauchst, wenn Besuch kommt. Du hast dich in diesem Frühjahr sogar von unserer Nichte streicheln lassen. Zum ersten Mal! Wir waren so stolz auf euch beide in diesem Moment!
Dass du krank wurdest, haben wir gar nicht so richtig mitbekommen. Und als wir es feststellten, ging alles zu schnell, ging alles schief. Eigentlich solltest du nur ein paar Tage in der Klinik bleiben… Niemand, wirklich niemand hat damit gerechnet, dass wir dich verlieren würden. Ich musste sogar noch darum bitten, mich vor der stationären Aufnahme von dir zu verabschieden. Ich hatte so viel Angst… Aber mit jedem Tag wurde ich zuversichtlicher… Und dann bist du in der Klinik eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht… Ohne Vorwarnung. Dein Herz hat einfach aufgegeben. Ganz leise und friedlich hast du dich auf den Weg zur Regenbogenbrücke gemacht. Du hast Lea, deiner ersten Katzenmama, noch einen Gruß gesendet, denn ihr fiel an diesem Tag nach vielen Jahren dein Pfotenabdruck in die Hände. Ich danke dir dafür!
Arezzo freute sich so sehr, als wir dich nach Hause holten. Bis er verstand…
Er sucht dich, Oskar. Er vermisst dich. Fabian und ich vermissen dich, kleine Muräne! Du hast eine große Lücke hinterlassen.
Uns bleiben nur noch die Erinnerungen an dich… Erinnerungen an deine enormen Bauchhautfalten, die buchstäblich von rechts nach links flogen, wenn du hoch erhobenem Schwanzes vor uns in die Küche trabtest, um uns zu zeigen, dass du gerne etwas essen wolltest. Deine quietschenden Fußballen auf dem Laminatboden beim Spielen. Dein Krähen, bei dem du immer den Kopf in den Nacken geworfen hast. Deine Nase, die du uns genauso tief ins Gesicht gedrückt hast, wie den Katern in den Hintern. Dein leises Rufen in der Nacht bis du mich im Bett gefunden hast, du kleine „Quak“-Tasche. Dein Wachkuscheln am Morgen nach dem ersten Weckerklingeln. Deine gemurrten Beschwerden, wenn ich atmen musste, obwohl du eigentlich nur in Ruhe schlafen wolltest… Dein lautstarkes Gemecker, wenn du dich unter der Decke einkuscheln oder auf den Balkon gehen wolltest. Du Sonnenkater! Dein Gefummel, wenn du gestreichelt werden wolltest… Erinnerungen daran, dass du uns geputzt hast als Liebeserklärung. Deine Spielzeuge liegen verwaist herum. Niemand wird nun die Abrissbänder von Kartons klauen oder an Klebebändern nuckeln.
Oskar, du warst ein toller Kater! Du bist viel zu früh von uns gegangen! Du fehlst…
Sabine und Fabian mit Arezzo